Wer sich in der eigenen Praxis selbständig machen will, steht vor einer ganzen Reihe wichtiger Entscheidungen. Eine davon ist, wo die künftige Praxis liegen soll. Welche Möglichkeiten es gibt, am Wunschort seine Praxis zu eröffnen, beleuchtet dieser Beitrag. Auch New-Work-Alternativen gibt es inzwischen.

Kurzer Arbeitsweg oder lieber etwas Abstand?

Wo soll man am besten einen Praxisraum mieten, wohnortnah oder etwas entfernter?
Es hat unbestritten Vorteile, wenn die Praxis im gleichen Haus liegt wie die eigene Wohnung oder wenigstens im näheren Umfeld. Man spart Zeit und Wege, was der Work-Life-Balance zugutekommt. Die Verlockung, am Abend oder Wochenende noch schnell das eine oder andere in der Praxis zu erledigen, kann diesen Effekt jedoch schnell ins Gegenteil verkehren.
Ein weiterer Nachteil ist, dass man beim Spazierengehen oder Einkaufen häufig auf Patienten trifft, die einen ansprechen. Das ist meist durchaus höflich gemeint, aber dem gesunden Abstand zur Arbeit nicht zuträglich. Manche Ärzt:innen wohnen daher lieber in einiger Entfernung zu ihrer Praxis, damit ein Abschalten möglich ist.

Wie findet man geeignete Praxisräume?

Hat man eine Gegend favorisiert, kann die konkrete Suche starten. Hierzu beauftragt man einen Makler oder sucht selbst, zum Beispiel über:
• Deutsches Ärzteblatt
• Mitgliederzeitschrift der regionalen Ärztekammer
• Immobilienportale

Manchmal führt auch ein Spaziergang in der anvisierten Gegend zum Erfolg. Mit etwas Glück entdeckt man freie Praxisräume.
Bevor der Mietvertrag unterschrieben wird, müssen Ärzt:innen unbedingt bei der regionalen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) prüfen, ob dort eine Praxis des gewählten Fachbereiches eröffnet werden darf. Um die Versorgung überall zu gewährleisten, gibt es gebietsbezogene Obergrenzen für die Niederlassung. Dies stellt sicher, dass nicht in der Großstadt ein Überangebot an Ärzten und dadurch auf dem Land ein entsprechender Mangel entsteht.

Einen Vorteil bietet aus mehreren Gründen eine Praxis, die man von einer oder einem Vorgänger/in übernehmen kann. Damit wird ein KV-Sitz frei und man bekommt eine voll ausgestattete Praxis samt Patientenstamm. Da derzeit viele Niedergelassene das Rentenalter erreichen, ist eine Auswahl an verschiedenen Standorten verfügbar. Es gibt für diese Fälle mehrere Webportale, die sich auf die Vermittlung von Praxisübernahmen spezialisiert haben.

Gemeinschaftspraxis oder Praxisgemeinschaft als Alternative?

Die beiden Begriffe klingen sehr ähnlich, haben aber eine unterschiedliche Bedeutung.
In einer Gemeinschaftspraxis wird der Patientenstamm gemeinsam betreut. Alle Mediziner:innen müssen der gleichen Fachrichtung angehören. Ein großer Vorteil ist die in der Regel problemlose Vertretung bei Urlaub oder Erkrankung. Zudem teilt man sich die Räumlichkeiten, Einrichtung und das Praxispersonal.

In einer Praxisgemeinschaft können im Gegensatz dazu Ärzt:innen unterschiedlicher Fachrichtungen mit jeweils eigenem Patientenstamm nebeneinander arbeiten. Lediglich der Praxisbetrieb wird dort gemeinsam organisiert.

Eine innovative Möglichkeit, selbständig zu arbeiten, stellen digitalisierte Gesundheitszentren dar. Dabei richtet der Anbieter Praxisräume für mehrere Fachrichtungen ein, die man im Sinne von Coworking nach Bedarf anmieten kann. Die technische Ausstattung inklusive Praxissoftware ist vorhanden. Auch Praxispersonal steht zur Verfügung. Zunächst gibt es solche Angebote nur in ausgewählten Großstädten. Da diese Lösung viele Vorteile vereint, ist mit einer Verbreitung des Konzeptes zu rechnen.

Fazit: Unbedingt vorher umfassend informieren

Man hat die Wahl, ob man selbst Praxisräume suchen, eine Praxis übernehmen oder in Gemeinschaft arbeiten möchte. Der erste Schritt ist jedoch immer die Anmeldung bei der KV, die die Vergabe von Niederlassungen bedarfsorientiert koordiniert.

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