Welche Motivation steht hinter eurer Lösung?
Ali El-Ali (CEO und Mitgründer von CURE): Vor etwa eineinhalb Jahren sprachen mein Mitgründer Manuel und ich über den wachsenden Liefermarkt in Deutschland. Zu der Zeit konnten wir überall Fahrer:innen von Schnelllieferdiensten in Berlin beobachten, die hauptsächlich Essen per Fahrrad auslieferten: nachhaltig und kontaktlos. Da kam bei uns die Frage auf: Warum gibt es so ein Angebot nicht für Apotheken? Wenn man krank ist und an Schmerzen oder Fieber leidet, hat man keine Kraft oder Lust, in eine Apotheke zu gehen, um die benötigten Medikamente zu kaufen. Wenn im Krankheitsfall niemand für einen den Apothekengang erledigt, sind Erkältete dazu gezwungen, das Haus selbst zu verlassen. Dabei müssen sie das Risiko eingehen, Mitmenschen anzustecken oder sich unnötig zu belasten.
Parallel zu diesem Szenario konnten wir weitere Digitalisierungsbestrebungen seitens der deutschen
Regierung beobachten. Es wurde eine Gesetzesänderung angestrebt, um die Erstellung und
Verwaltung digitaler ärztlicher Verschreibungen, der E-Rezepte, zu ermöglichen. Wir sahen
zum einen die Chance, eine App zu entwickeln, die den gesamten Markt für rezeptfreie
Medikamente bedient. Zum anderen glauben wir an das Potenzial einer Gesundheitsplattform, um
künftig E-Rezepte zu verwalten, einzulösen und sicher nach Hause geliefert zu bekommen.
Daraus entstand die Vision einer One-Stop-Shop-Plattform für das Gesundheitswesen, die wir mit der
GetCure-App angefangen haben zu realisieren. Unsere Plattform soll in Zukunft den gesamten Zyklus
von der medizinischen Beratung über die Verschreibung bis hin zur Lieferung von Medikamenten
abbilden.
Wie habt ihr diese Vision umgesetzt?
Ali El-Ali: Auch wenn wir uns als Gesundheitsplattform verstehen, sind wir in erster Linie ein
technisches Unternehmen. Alles beginnt also mit einer technischen Infrastruktur, die es Nutzenden
in verschiedenen Regionen ermöglicht, auf Dienstleistungen und Produkte zuzugreifen.
Momentan liefert CURE ausschließlich rezeptfreie Medikamente, die über die GetCure-App bestellt
werden. Diese App ist eine Schnittstelle, die Patient:innen mit Apotheken, Lieferdiensten und
künftig Telemediziner:innen verbindet. Um die Kundenerfahrung zu verbessern, analysieren und
optimieren wir stetig diese technischen Dienste.
In diesem Zuge bauen wir unsere Plattform Schritt für Schritt aus: Wenn das E-Rezept
kommt, sollen elektronische Verschreibungen – unter Berücksichtigung der regulatorischen Veränderungen – sowie Telehealth-Anbieter in unsere Plattform integriert werden können. Dies erfordert kommerzielle Vereinbarungen mit Apotheken, ein Team, welches sich mit den Kundenerfahrungen auseinandersetzt sowie die Entwicklung eines Marketingkonzepts für die Nutzerakquise und -bindung. Da wir in erster Linie ein Tech-Unternehmen sind, braucht es insbesondere auf der technischen Seite ein Expertenteam, welches die Plattform im Einklang aller datenschutzrelevanten Verordnungen
programmieren kann. Wir entwickeln eine Plattform, die gemeinsam mit unseren Partnern wächst und
verschiedene Aktivitäten im Gesundheitswesen ermöglicht.
Wie ist euer Geschäftsmodell und wo steht ihr bei der Umsetzung?
Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist auf Wachstum ausgerichtet. Ziel ist es, die Nutzerakquise und den Customer-Lifetime-Value mit der monatlichen Burn-Rate in Einklang zu bringen. Auf diese Art entsteht ein nachhaltiges Geschäft, welches bewusst und zielorientiert mit Investitionen umgeht.
Der Schwerpunkt unseres Geschäftsmodells beruht derzeit auf direkten Handelsvereinbarungen mit
Apotheken. Ein Teil der durch die Bestellungen generierten Einnahmen wird an CURE weitergeleitet.
Zudem hat CURE erstmals in der Quick-Commerce-Branche und der Last-Mile-Delivery durch
radikale Entscheidungen ein extrem schlankes und kosteneffizientes Geschäftsmodell ohne zentrale
Lager – Hubs – geschaffen. Dieses Betriebsmodell wird von der Zentrale aus verwaltet, wobei
Automatisierung und Digitalisierung einen großen Einfluss auf die Produktivität und die Nachhaltigkeit
des Geschäfts in allen Bereichen haben.
Auch Partnerapotheken profitieren von den digitalisierten Dienstleistungen und einer größeren
Reichweite ihres Einzugsgebietes. Gemeinsam mit uns können Apotheken ihren Marktanteil
erhöhen. CURE verfolgt die Vision eines nachhaltigen und profitablen Geschäftswachstums mit einer
kalkulierten Geschäftsexpansionsmethode. Das von uns eingeführte Hubless-Modell wird dem
gesamten Quick-Commerce-Ökosystem dabei helfen, intelligente und profitable Unternehmen ohne
große Vermögenswerte und komplexe Expansionspläne aufzubauen.
In Kürze werden die Partnerschaft mit Telehealth-Anbietern und das zusätzliche Angebot von
E-Rezepten entscheidend für unser Umsatzwachstum sein.
Das Interview wurde im Oktober 2022 erstellt.