In einer Zeit, in der die Digitalisierung des Gesundheitswesens an Bedeutung gewinnt, sehen sich viele Kliniken mit veralteten, ineffizienten Systemen konfrontiert. Avelios Medical aus München bietet mit seiner modularen Softwareplattform eine innovative Lösung, die Arbeitsabläufe in Kliniken optimiert und die Patientenversorgung durch modernste Technologien verbessert. Wir sprachen mit einem der drei Gründer, Dr. Sebastian Krammer, über ihre Motivation, die größten Herausforderungen und die Zukunft der Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Ihr wurdet aktuell als Top-Startup ausgezeichnet. Was ist euer Kernanliegen?

Wir bieten ein hochmodernes Krankenhausinformationssystem (KIS), das so funktioniert, wie medizinisches Personal wirklich arbeitet. Unser Ziel ist es, den Behandlungsprozess in den Vordergrund zu stellen und dem Personal zu ermöglichen, sich vollständig auf die Patient:innen zu konzentrieren. Wir digitalisieren klinische Prozesse durch eine modulare Softwareplattform, die Arbeitsabläufe effizienter gestaltet, die Patientenversorgung verbessert und Krankenhäuser fit für innovative Technologien macht.

Was hat euch zur Gründung bewegt? Gab es einen bestimmten Anlass?

Als Arzt habe ich am LMU Klinikum in München schnell festgestellt, dass viele klinische Prozesse noch analog oder nur ineffizient digitalisiert sind. In unserer KI-Forschung stellten wir fest, dass verfügbare Daten zu oft in unstrukturierten Freitexten vorliegen und nicht sinnvoll zur KI-Entwicklung eingesetzt werden können. So entstand 2020 die Idee, gemeinsam mit Nicolas Jakob und Christian Albrecht, eine Plattform zu entwickeln, die diese Lücke schließt und die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreibt.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist komplex und hochreguliert. Was waren die größten Herausforderungen auf diesem Weg?

Die größte Herausforderung war es, eine Lösung zu entwickeln, die sowohl den komplexen Anforderungen des Gesundheitswesens als auch den individuellen Bedürfnissen der verschiedenen Kliniken und Abteilungen gerecht wird. Wir mussten eine Balance zwischen standardisierten Best Practices und umfassender Konfigurierbarkeit finden. Unser Ansatz war es, vordefinierte Templates für ideale Prozesse bereitzustellen, gleichzeitig aber eine flexible Microservice-Architektur zu schaffen, die an die spezifischen Arbeitsabläufe jeder einzelnen Einrichtung angepasst werden kann. Diese Flexibilität ermöglicht es uns, die vielfältigen Komplexitäten im Klinikalltag zu berücksichtigen und dennoch eine effiziente, benutzerfreundliche Lösung anzubieten. Natürlich spielten dabei auch Aspekte wie Schnittstellenkompatibilität eine wichtige Rolle, um eine nahtlose Integration in bestehende Systeme zu gewährleisten.

Was macht euch besonders im Vergleich zu anderen Lösungen?

Unser KIS stellt den Behandlungsprozess in den Vordergrund und ermöglicht dem medizinischen Personal, sich voll auf die Patienten zu konzentrieren. Mit benutzerfreundlichen Anwendungen und umfassender Automatisierung begegnen wir dem Digitalisierungs- und Bürokratie-Frust im medizinischen Alltag. Unsere Plattform ist modular aufgebaut und ermöglicht Kliniken eine schrittweise Einführung: Ein wesentlicher Vorteil ist die mühelose Integration in bestehende Systeme, wodurch Kliniken Zeit und Ressourcen sparen. Kliniken können mit einem Modul starten und weitere nach Bedarf hinzufügen. Zudem erfassen wir alle wichtigen Patientendaten nahtlos und vollständig strukturiert, was die Grundlage für künftige KI-basierte Arbeitsabläufe schafft.

Wie verlief die Umsetzung eurer Vision und was waren die größten Erfolge?

Die Umsetzung war sehr erfolgreich. Heute ist unsere Software in führenden Kliniken im Einsatz und wir sehen bereits, wie stark sie den Klinikalltag erleichtert – insbesondere durch die Einsparung von Zeit und die verbesserte Datennutzung. Das sehen auch andere so. Deshalb wurden wir via LinkedIn in die Liste der Münchener Top Startups 2024 aufgenommen.

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus und wo steht ihr heute?

Unser Geschäftsmodell basiert auf einem Software-as-a-Service-Ansatz (SaaS) mit modularen Lizenzen. Kliniken können die Module auswählen, die sie aktuell benötigen, und die Plattform nach Bedarf erweitern. Avelios ist heute in mehreren großen Krankenhäusern im Einsatz und wir expandieren kontinuierlich. Wir arbeiten eng mit Kliniken zusammen, um unsere Plattform ständig weiterzuentwickeln.

Wo seht ihr euch in den nächsten Jahren?

Unsere Vision ist es, die führende Plattform für die Digitalisierung der Patientenversorgung zu werden; wir möchten noch mehr Kliniken dabei unterstützen, KI-ready zu werden. Dazu investieren wir kontinuierlich in unser Partnernetzwerk und neue Mitarbeitende, um Kunden umfassend bei der Umstellung auf Avelios zu unterstützen. Außerdem arbeiten wir daran, medizinische Entscheidungen in Zukunft stärker mit daten- und KI-getriebenen Lösungen zu begleiten. Allgemein möchten wir nicht nur Kliniken, sondern vor allem auch den Patient:innen helfen, von einer effizienteren Versorgung zu profitieren.

Wie wichtig sind Startups für die Zukunft der Branche?

Startups sind entscheidend, um das Gesundheitswesen fit für die Zukunft zu machen. Wir bringen innovative Ideen und frische Ansätze in eine Branche, die dringend auf Digitalisierung angewiesen ist. Mit unseren nutzerfreundlichen und flexiblen Lösungen helfen wir Kliniken, die täglichen Herausforderungen effizienter zu bewältigen und die Qualität der Patientenversorgung nachhaltig zu steigern.