In Deutschland agieren im Bereich Teledermatologie nicht wenige Unternehmen, beispielsweise OnlineDoctor, Dermanostic und derma2go. Sie spielen bereits eine wichtige Rolle auf dem noch recht jungen Markt der Teledermatologie. Was die Anbieter vereint, ist sicherlich das Bestreben, die gesundheitliche Versorgung für Menschen mit einem Hautproblem mithilfe von Technologie zu verbessern. Hiervon abgesehen gibt es im Hinblick auf das Plattformsystem, die Erstattung, und dem Grad der Vernetzung mit der niedergelassenen, ärztlichen Versorgung Unterschiede.

Im Bereich der Teledermatologie lassen sich geschlossene und offene Plattformen unterscheiden. Bei einer geschlossenen Plattform wie Dermanostic oder derma2go unterhält das Unternehmen Verträge mit einer ausgewählten Anzahl von Hautärzt:innen. Für Nutzer:innen ist vorab nicht eindeutig oder wählbar, welche Dermatologin oder welcher Dermatologe die Behandlung durchführt. Das ist in einem offenen Plattformmodell wie bei OnlineDoctor anders: Jede hautärztliche Fachperson kann über den Service digitale Beratung bei Hauterkrankungen anbieten. Auf der Webseite entscheiden die Nutzer:innen frei, bei wem sie eine Anfrage stellen möchten. Der Vorteil aus Patientensicht ist beim geschlossenen System, dass die Bearbeitung der Anfrage in kürzerer Zeit, bei Dermanostic in 24 Stunden, bearbeitet wird. Das ist darauf zurückzuführen, dass es sich um eine „digitale Praxis“ handelt, in der ausschließlich digitale Beratungen vorgenommen werden. Bei OnlineDoctor bearbeiten die Ärztinnen und Ärzte die Anfrage in maximal 48 Stunden und sind darüber hinaus in ihrer Praxis vor Ort tätig.

Daraus resultiert ein weiterer Unterschied: Bei einem offenen Plattformsystem kann die behandelte Person einen Termin vor Ort erhalten. Das ist bei einer rein digitalen Praxis nicht möglich. In etwa 85 Prozent der Fälle lässt sich bei dermatologischen Hautbeschwerden, die über OnlineDoctor, Dermanostic oder derma2go eingereicht werden, eine digitale Diagnose samt Handlungsempfehlungen stellen. Die restlichen 15 Prozent der Anfragen lassen sich aus medizinischer Sicht nicht abschließend digital klären, müssen also vor Ort untersucht werden. In diesen Fällen erhalten Nutzer:innen bei einem offenen Plattformmodell die Möglichkeit, sich kurzfristig, bei OnlineDoctor durchschnittlich in fünf Tagen, in der entsprechenden Praxis vorzustellen. Bei einem geschlossenen Modell müssen die Betroffenen stattdessen eine Hautarztpraxis vor Ort kontaktieren und ganz regulär auf einen Termin warten.

Auch die Erstattungslogik ist unterschiedlich. Aktuell hat von den Teledermatologie-Unternehmen in Deutschland bisher nur OnlineDoctor Selektivverträge mit Krankenversicherungen und kann dadurch Versicherten den Haut-Check kostenlos anbieten. Dermanostic hat mit Viactiv einen ersten Selektivvertrag abgeschlossen. Allerdings erstatten die privaten Krankenversicherungen ihren Versicherten die Angebote aller Anbieter. Für Selbstzahlende kostet der digitale Haut-Check bei OnlineDoctor 38,87 Euro und orientiert sich damit an der Gebührenordnung. Dermanostic bietet seinen Service für 25 Euro und derma2go liegt preislich zwischen 35 und 73 Euro, je nach Dringlichkeit der Anfrage.

Ein wenig Geschichte…

2017 ging die Plattform von OnlineDoctor in der Schweiz live – entstanden aus der Überlegung eines Dermatologen, der sich nicht damit abfinden wollte, ständig Bilder von Hautproblemen via E-Mail, WhatsApp oder SMS zu erhalten. Schon zwei Jahre später war jede vierte hautärztliche Praxis in der Schweiz mit der Technologie ausgestattet und konnte digitale Dermatologie anbieten. Das Team wagte den Blick über die Landesgrenze und wollte nach Deutschland expandieren.

In der Alpenrepublik gibt es keine Gematik, Rezepte sind je nach Kanton unterschiedlich lange gültig und Telemedizin existiert seit mehr als 20 Jahren. Versicherte sind es gewohnt, selbst für Gesundheitsleistungen zu zahlen. Apotheken dürfen bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente ohne ärztliches Rezept herausgeben. Der deutsche Markt sieht anders aus. Während neue Märkte im E-Commerce, Mobility oder Fintech erschlossen werden, indem ein identisches Produkt durch den Übersetzer gejagt und dann mit Marketing in die Fläche gebracht wird, kommt man im Feld der digitalen Gesundheit mit diesem Ansatz nicht weit. Das Schweizer Team wollte die Anwendung in das bestehende Gesundheitssystem integrieren. So war es eine zentrale Aufgabe, relevante Partner zu finden. Dies gelang beim Markteintritt in Deutschland 2019 durch eine exklusive Kooperation mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Dieser vertritt die berufspolitischen und wirtschaftlichen Interessen von über 5.000 Hautärztinnen und Hautärzten in ganz Deutschland und setzt sich gemeinsam mit OnlineDoctor für den Ausbau der Teledermatologie ein. Diese Zusammenarbeit war eine wichtige Säule bei dem Ausbau des ärztlichen Netzwerkes in Deutschland. Heute nutzen mehr als 450 dermatologische Praxen in Deutschland das Tool von OnlineDoctor.

Neben der engen Arbeit mit dem Berufsverband sind auch Krankenversicherungen im deutschen Gesundheitssystem ein zentraler Treiber der Digitalisierung. 2020 gelang es, einen Selektivvertrag mit der Techniker Krankenkasse zu schließen. Alle Versicherten können kostenlos den digitalen Haut-Check von OnlineDoctor in Anspruch nehmen. Die Kooperation legte den Grundstein dafür, dass aktuell mehr als 50 der gesetzlichen und allen privaten Krankenkassen den Service erstatten.

In der Schweiz waren und sind es vor allem die Kooperationen mit inzwischen über 300 Apotheken sowie diversen Spitälern und hausärztlichen Praxen, die eine Etablierung auf dem Markt ermöglichen. Die Partner nutzen die Pro-App von OnlineDoctor, um eine fachärztliche Konsultation konsiliarisch oder in der Apotheke durchzuführen.

Learnings für den DACH-Markt

Die zentrale Erkenntnis für das Team von OnlineDoctor im Hinblick auf die Expansion nach Deutschland: Jeder Markt hat eigene Bedürfnisse, Erwartungen und Prozesse im Hinblick auf ein teledermatologisches Produkt. Hierzu zählt beispielsweise allgemein der Aufbau des Gesundheitssystems, die Unterscheidung nach privat und gesetzlich Versicherten oder die Rolle von Apotheken. Es braucht deshalb länderspezifische Strategien und Ansätze, um nachhaltig ein integraler Bestandteil im jeweiligen Gesundheitssystem zu werden. Da reicht es nicht, vorab eine Marktanalyse durchzuführen. Stattdessen sind lokale Teams mit tiefgehendem Wissen über Regularien, Player und Strukturen notwendig. Und starke Partner, die auf Augenhöhe das eigene Produkt in die Gesundheitsversorgung integrieren.

Keine Kompromisse beim Qualitätsmanagement

Eine Voraussetzung für den Erfolg sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland ist die Zertifizierung als Medizinprodukt. Doch der Weg zum CE-Zeichen ist bekanntermaßen kein leichter. Es gilt zu beweisen, dass das Produkt sicher, leistungsfähig und wirksam ist, und es den Patient:innen einen konkreten Nutzen bringt. OnlineDoctor erreichte die Zertifizierung seines Hautchecks als Medizinprodukt der Klasse I im Jahr 2021 als erster Anbieter für Teledermatologie.

Quelle Text = ein Gastbeitrag von OnlineDoctor