Noac ist der weltweit erste ExoRoboter für Chirurg:innen. Er ermöglicht die Operation in einer optimalen und rückenschonenden Haltung, Beine und Oberkörper des Operierenden werden bis zu 100 Prozent entlastet. Die automatische Steuerung folgt der Körperbewegung „handsfree“. Das bedeutet, dass zu keinem Zeitpunkt sterile Instrumente aus der Hand gelegt werden müssen. Für den Operierenden fühlt es sich an, als würde er bequem und aufrecht auf einem Stuhl sitzen – obwohl er gerade in verdrehter Haltung arbeitet. Das ermöglicht Operationen ohne Schmerzen, Folgeschäden und körperliche Ermüdung. Noac kann nach nur 60 Minuten Training in jedem OP eingesetzt werden und deckt 95 Prozent aller OP-Situationen ab, er ist rentabel und erreicht die gleichen Arbeitsergebnisse wie die teuren OP-Chirurgiesysteme. Wir haben mit den Gründerinnen Sabrina Hellstern und Claudia Sodha von Hellstern Medical gesprochen:
- Welche Motivation steht hinter eurer Lösung?
Die Motivation zur Entwicklung von noac hat sich aus einem wirklichen Bedarf heraus ergeben, mit dem ich im Rahmen meiner Arbeit im medizinischen Vertrieb immer wieder konfrontiert wurde. Hier bin ich regelmäßig im Kontakt mit Chriurg:innen, die wirklich sehr frustriert über ihre aktuelle Situation sind. Sie operieren täglich mehrere Stunden, teilweise am Stück und leiden hierbei körperlich. Während der stundenlangen Operationen müssen sie unnatürliche Körperhaltungen einnehmen, die einerseits zu Muskelermüdung und einem Leistungsabfall über den Tag hinweg führen. Das ist nicht nur direkt im Moment problematisch, sondern hält auch langfristige Negativfolgen bereit: Es entstehen Muskel- und Skeletterkrankungen und 40 Prozent der Operierenden nehmen regelmäßig Schmerzmittel, um weiter ihre Arbeit leisten zu können. Es ist tragisch zu sehen, wie wir in einem so wichtigen Tech-Markt teilweise noch Verhältnisse sehen, wie sie vor 150 Jahren Standard waren. Das schadet nicht nur den wichtigen Fachkräften, die Leben retten sollen, sondern auch direkt den Patient:innen. Durch die abnehmende Leistung steigt die Gefahr von Behandlungsfehlern, die direkt auf Kosten der Patient:innen gehen. Auch Kliniken haben mit den Auswirkungen davon zu kämpfen: Hohe Kosten durch Behandlungsfehler, hohe Kosten durch den Ausfall ohnehin schon knapper Fachkräfte sowie rechtliche Schwierigkeiten. Denn eigentlich haben Chirurg:innen laut Arbeitsschutzgesetz Anspruch auf eine ergonomische Arbeitsumgebung. Zusammenfassend lässt sich sagen: Unsere Motivation, Mission und unser Antrieb ist es, Menschenleben zu retten – und es schaffen, wirklich etwas zu verändern.
- Wie habt ihr diese Herausforderung umgesetzt?
Nachdem mir das Problem bewusst geworden ist, sind wir direkt gestartet. In enger Zusammenarbeit mit Chirurg:innen, Ingenieur:innen und Robotikspezialisten haben wir noac entwickelt. Wir haben von Beginn an Wert darauf gelegt, auch als Start-up so effizient und zielgerichtet zu arbeiten wie der professionelle Mittelstand. So konnten wir 2019 mit der Umsetzung des ersten Prototypen beginnen und von da an kontinuierlich weiterentwickeln. Ende 2019 stand dann der erste Wirksamkeitsnachweis an, im Rahmen einer randomisierten Crossover Studie der Neurologie und Arbeitsmedizin an der Universitätsklinik in Tübingen. Auch die Patentanmeldung war ein wichtiger strategischer Schritt, den wir 2020 gegangen sind. Im selben Jahr haben wir unsere Pre-Seed Finanzierung erhalten, die Marke noac eingetragen und Anfang 2021 dann das Patent auf das Herzstück von noac erhalten. Bei Medizinprodukten gibt es natürlich noch weitere wichtige Schritte, wie beispielsweise der First Human Trial, den wir wieder an der Universitätsklinik in Tübingen durchgeführt haben. Fast noch essenzieller war allerdings die erfolgreiche Zertifizierung als Medizinprodukt. Ein wichtiger Meilenstein war unsere erfolgreiche Seed-Finanzierung in Höhe von 3,2 Millionen Euro.
- Wie ist euer Geschäftsmodell und wo steht ihr bei der Umsetzung?
Unser Produkt ist jetzt auf den Markt gekommen, patentiert und als Medizinprodukt zertifiziert. Aktuell befinden wir uns auf Kapitalsuche und suchen ein Series A-Investment von 3 Millionen Euro für den Roll-out und die Skalierung. Wir vereinen die Märkte roboterassistierte Chirurgie und Exoskelette – daraus ergibt sich ein Marktpotenzial von 47 Milliarden US-Dollar.