Im November wurde der Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung 2021 verliehen. Dr. Christian Aljoscha Lukas erhält den Preis der Kategorie praktische Anwendung für die Entwicklung der App „mentalis“, die eine lückenlose Nachsorge von Patienten mit psychischen Erkrankungen nach einem Klinikaufenthalt ermöglicht. In der Kategorie Wissenschaft gewinnt Georgios Kaissis, der mit „PriMIA“ ein neuartiges System zum Privatsphäre wahrenden Training von KI-Algorithmen an medizinischen Bilddaten entwickelt und evaluiert hat. Daneben gibt es einen Sonderpreis für Abdul Rahman Itani, der neben seiner Berufstätigkeit als Pflegefachkraft aus eigener Motivation ein Konzept zur Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung entwickelt hat.

Die Gewinner wurden unter mehr als 100 Einsendungen von einer hochrangig besetzten Jury ausgewählt.

Das Projekt mentalis – digitale Nachsorge befasst sich mit den Forschungsergebnissen von Dr. Lukas an der FAU Erlangen-Nürnberg. Der Mediziner entwickelt digitale Programme für die Nachsorge von psychisch kranken Menschen nach einem Klinikaufenthalt. Die Patienten werden kurz vor Entlassung aus der Klinik an eine nahtlose, digitale Nachsorge angebunden. Durch einen Algorithmus und individuelle Tele-Coachings werden die in der Klinik erarbeiteten Therapieerfolge stabilisiert und die Patienten in vulnerablen Situationen unterstützt. Erkrankte mit Weiterbehandlungsbedarf werden identifiziert und bei der Inanspruchnahme von Therapien in der Regelversorgung unterstützt. mentalis schließt somit eine Versorgungslücke und trägt dazu bei, die hohen Rehospitalisierungsraten zu reduzieren und chronische Krankheitsverläufe zu verhindern. Die digitale Nachsorge ist für mehrere Krankheitsbilder anwendbar, darunter Depression und Suchterkrankungen. „Mit unserer digitalen Nachsorge wollen wir die Patienten aus der stationären oder teilstationären Behandlung systematisch an ambulante Weiterbehandlungsangebote anbinden. Hat der Patient einen Therapeuten gefunden, ist unsere Aufgabe erfüllt“, erläutert Lukas. Einen Film über die Arbeit sehen Sie hier:

https://youtu.be/6FaEXFM0K08

PD Dr. Georgios Kaissis, Institut für KI und Informatik an der TU München hat mit seinen Kollegen eine die Privatsphäre wahrende und sichere KI entwickelt, die das Training ermöglicht, ohne dass direkter Datenzugang erforderlich ist. Mit „PriMIA“ (privacy-preserving medical imaging analysis) werden KI-Algorithmen dezentral trainiert. Die Daten verlassen nicht den Eigentümer, sondern die Algorithmen werden zu den Daten geschickt und lokal trainiert und End-zu-End verschlüsselt. Das Verfahren wurde an Röntgenbildern pädiatrischer Patienten trainiert und an zwei externen Datensätzen gegen Fachärzte für Radiologie und Kinderradiologen getestet. Selbst unter den striktesten Privatsphären- und Sicherheitsgarantien war die vom Algorithmus erbrachte Genauigkeit auf einer Ebene mit menschlichen Experten.

Der Sonderpreis für Abdul Rahman Itani soll die Versorgung von Menschen, die in der Klinik sterben,  verbessern. Der 25-jährige Pflegefachmann entwickelte in seiner Freizeit und parallel zum Besuch eines Abendgymnasiums ein Konzept für einen interdisziplinären und multiprofessionellen palliativmedizinischen Konsiliardienst. Die Arbeit befasst sich nicht nur mit einem Thema von hoher Bedeutung. Sie zeigt auch, über welche hohen fachlichen Kompetenzen Pflegefachpersonen verfügen und für eine Verbesserung der Patientenversorgung anwenden können.

Der Eugen Münch-Preis wird seit 2015 jährlich in zwei Kategorien verliehen, die jeweils mit einem Preisgeld von 20.000 Euro dotiert sind.