Das female founded Startup aus Berlin hat ein Hockurinal entwickelt, als überfälliges Pendant zum Pissoir und gleichberechtigte Wahlmöglichkeit zur Toilettenschüssel. Das Missoir aus Edelstahl mit Spritzschutz ist im Boden eingelassen und ermöglicht so eine natürliche und kontaktfreie Nutzung. Seitliche Haltestangen geben zusätzlichen Komfort, falls gewünscht. Zudem ist es eine umweltfreundliche Trockentoilette ohne Wasserverbrauch. Wir haben mit der Gründerin Lena gesprochen:

  1. Welche Motivation steht hinter eurer Lösung?

Öffentliche Toiletten werden zu 85 Prozent zum Urinieren aufgesucht, zu Recht sind Pissoirs seit ca 200 Jahren überall normal und Standard. Aber leider sind sie nur für die Hälfte der Bevölkerung zugänglich, obwohl Frauen aus ganz natürlichen Gründen (kleinere Blase, öfter Blasenentzündung durch kürzere Harnröhre, Schwangerschaft etc.) öfter Wasser lassen müssen.  Das Problem kennt wohl jede; wenn die Blase drückt, stehen wir meist in ewig langen Warteschlangen und wenn wir dann endlich drankommen, setzt sich wohl kaum eine Frau einfach so auf eine öffentliche Kloschüssel. Dann wird meist die “Skifahrposition” eingenommen, um Berührungen mit der Kloschüssel zu vermeiden. Bei dieser Haltung sind die Oberschenkel stark angespannt, ebenso die Blase und diese kann sich nicht optimal entleeren, was wiederum zu Blasenentzündungen führen kann. Missoir respektiert so unsere natürliche Haltung bei Urinieren ohne Körperkontakt zur sanitären Anlage. Meine Vision: Missoirs sind genauso normal wie Pissoirs seit Jahrhunderten.

  1. Wie habt ihr die Gründung umgesetzt?

Seit der Ideenfindung habe ich nur Pipi im Kopf und Missoir im Herzen. Mit der Idee waren mir Name und Konzept klar, Ich habe meine Festanstellung beendet und alleine, branchenfremd und ohne Kapital gegründet, mir Schutzrechte, Prototypen und sehr vieles angeeignet. Immer wieder hatte ich tolle Menschen an der Seite, wie beispielsweise Andreas, der aus meinen einfachen Skizzen die ersten CAD-Daten gefertigt hat und somit geholfen hat, aus meiner Vision Realität zu machen. Ich möchte etwas verändern und bewegen. 

  1. Wie ist euer Geschäftsmodell und wo steht ihr bei der Umsetzung?

Ich hatte zwei Geschäftsmodelle geplant: Zum einen die Vermietung als mobiles Missoir für temporäre Einsätze und zum anderen den Verkauf des Missoir-Sets für den individuellen Einbau. Doch ich ziehe mich dieses Jahr aus der Vermietung heraus, denn langfristig war es mein Ziel, dass bestehende Toilettenanbietende das Missoir in ihr Sortiment integrieren, da sie ja auch Urinale für Männer anbieten. Missoir hat auf diversen Festivals, von Rock am Ring bis Fusion Festival, tausende Benutzerinnnen begeistert. Wichtig ist jedoch, dass es Missoirs in geschlossenen Räumen wie Clubs, Konzerthallen, etc. gibt. In Berlin sind es bereits 12 öffentliche Missoir in Kooperation mit EcoToiletten GmbH und in Clubs wie Alte Münze, Berghain, etc. 

  1. Gibt es ein USP? 

Missoir ist das erste und einzige Hockurinal mit Spritzschutz und ohne Wasserverbrauch seiner Art, seit dem Jahr 2018 als Marke und Produkt geschützt. Missoir ist eine Innovation, die eigentlich keine sein sollte, sondern hoffentlich eine new normal. Missoir verbraucht kein wertvolles Wasser, spart so unsere kostbarste Ressource und Kosten. Toiletten werden optimal entlastet und selbst diejenigen, die, aus welchen Gründen auch immer, eine Kabine bevorzugen, können sich freuen, denn durch die überfällige Wahlmöglichkeit werden Warteschlangen automatisch reduziert. Missoir ist schließlich kein Ersatz, sondern, wie das Pissoir, die überfällige Ergänzung.