Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der German AI Startup Landscape 2024, einer Analyse der KI-Startup-Szene, zeigen, dass das KI-Ökosystem zwar weiterhin wächst, die Finanzierung jedoch problematisch bleibt. Zusammengefasst sind aktuelle 678 KI-Startup in Deutschland gelistet (= 35 Prozent mehr als im Vorjahr). Dabei besteht eine hohe Überlebensrate, aber auch eine zunehmende Abwanderung in die USA. Berlin bleibt die Gründungshochburg für KI-Startups, zweitbeste Stadt ist München. Das Funding stellt die größte Herausforderung für KI-Startups dar.

Das appliedAI Institute for Europe hat die siebte Ausgabe der German AI Startup Landscape veröffentlicht. Sie zeigt: Die KI-Startup-Gründungswelle setzt sich fort. 687 KI-Startups sind in der diesjährigen Landscape gelistet. Dabei wurde jedes fünfte Startup als generatives KI-Startup identifiziert. Insgesamt zeigt sich ein Wachstum der KI-Startups von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses deutlichen Anstiegs ist die Wachstumsrate geringer als im Vorjahr (67 Prozent). Es gibt bisher keine empirischen Daten, die auf einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Anzahl von KI-Startups und dem Inkrafttreten des EU AI Acts hinweisen.

„Die Erhebung gibt jedes Jahr aufs Neue einen detaillierten Einblick in den Status Quo der KI-Startup-Landschaft und ist ein wichtiger Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen KI-Rennen“, erläutert Dr. Frauke Goll, Managing Director des appliedAI Institute for Europe. „Unsere Mission ist es, ein Ökosystem zu schaffen, in dem KI-Startups sich entfalten und weiter wachsen können.“ Durch die Erstellung dieser zentralen Datenbank wird der einfache Zugang zu qualitativ hochwertigen und extern validierten KI-Startups ermöglicht, um Verbindungen zwischen Großunternehmen, KMU und Regierungsinstitutionen zu vertrauenswürdigen KI-Startups herzustellen.

Von den 508 KI-Startups, die bereits im vergangenen Jahr gelistet waren, sind 467 erneut vertreten. Dies weist auf eine sehr hohe Überlebensrate hin. Von den 41 Startups, die nicht mehr auf der Liste stehen, haben etwa die Hälfte ihren Hauptsitz ins Ausland verlagert, mehrheitlich in die USA. Weitere Gründe für das Ausscheiden der Startups sind das Überschreiten der 10-Jahres-Grenze, Übernahmen oder Liquidationen.

Etwa 38 Prozent der in der diesjährigen deutschen gelisteten Jungunternehmen im KI-Bereich haben erhebliche Finanzmittel von mehr als einer Millionen USD erhalten, 2023 waren es etwa 50 Prozent. Die durchschnittliche Finanzierungssumme beträgt 17,1 Millionen USD (2023: 14,8 Millionen USD), während der Median bei 5,5 Millionen USD liegt (2023: 5,4 Millionen USD). Insgesamt haben 80 KI-Startups mehr als 10 Millionen USD erhalten. 184 KI-Startups erhielten eine Finanzierung zwischen einer und 10 Millionen USD (2023: 119).

2023 war ein Rekordjahr für deutsche KI-Startups mit insgesamt 1,2 Milliarden USD an Finanzierungen, wobei einige wenige Ausreißer maßgeblich zu dieser Summe beitrugen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden etwa 771 Millionen USD investiert.

Die Investitionen in neu gegründete KI-Startups sind seit 2021 rückläufig. Während Startups, die 2021 gegründet wurden, bisher insgesamt etwa 535 Millionen USD erhielten, haben die Startups aus den Jahren 2022 und 2023 zusammen nur etwa 93 Millionen USD erhalten. Dr. Philip Hutchinson, Senior AI Expert und Hauptverantwortlicher der Startup Landscape, zeigt sich besorgt über diese Entwicklungen: „Für KI-Startups, die 2022 oder später gegründet wurden, ist es zunehmend schwieriger geworden, Kapital zu beschaffen. Dies ist besorgniserregend angesichts der hohen Kosten für das Training von KI-Modellen und der von KI-Spezialist:innen für die Startups. „Dadurch wird es nochmals herausfordernder für deutsche KI-Startups mit globalen KI-Supermächten wie den USA oder China mitzuhalten, geschweige denn aufzuholen.“

Deutsche KI-Startups setzen auf branchenübergreifende Anwendungen

Die fünf Hauptindustrien, in denen die KI-Startups tätig sind, umfassen die Bereiche 1) branchenübergreifende Anwendungen, 2) Gesundheit und Sozialwesen, 3) Fertigung, 4) Transport, Mobilität und Lagerung sowie 5) Groß- und Einzelhandel. Dabei gibt es einen hohen Anstieg an KI-Startups, die sich auf branchenübergreifende Anwendungen und die Fertigung konzentrieren.

Darüber hinaus hat sich die Anzahl der KI-Startups in den Bereichen Betrieb und Produktion im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Auffallend ist, dass auch immer mehr generative KI-Startups in diesen eher traditionellen Industrien tätig sind. Dies unterstreicht das wachsende Potenzial zur Effizienzsteigerung, Kostensenkung sowie Verbesserung der Qualitätskontrolle und der operativen Prozesse. Hinsichtlich der zum Einsatz kommenden KI-Technologien zeigt sich eine Fokussierung der KI-Startups auf die Bereiche Computer Vision (22,1%) und Natural Language Processing (19,7%).

Berlin dominiert mit 30,4 Prozent auch auf Länderebene, gefolgt von Bayern (23,3 %), Baden-Württemberg (11,5 %), Nordrhein-Westfalen (10,2 %) und Hamburg (9,6 %). Etwa 85 Prozent der KI-Startups verteilen sich auf diese fünf Bundesländer. Wirft man einen Blick auf die Anzahl der KI-Startups pro Kopf, zeigt sich ein ebenfalls interessantes Bild: Berlin steht weiterhin an erster Stelle, allerdings gefolgt von Hamburg, Bayern, Baden-Württemberg, dem Saarland und Hessen. Berlin hat etwa 100-mal mehr KI-Startups pro Kopf als Sachsen-Anhalt.