Die neue Form des Miteinanders in der Pandemiezeit

Clubhouse ist eine Social-Media-Plattform, die statt Bild und Text das Hören in den Vordergrund stellt. Im Gegensatz zu Podcast und Radio, die spannend, aber nur eindimensional informieren, bietet die iPhone-App eine neue Möglichkeit des Dialogs und der direkten Kommunikation. Mitmachen darf, wer eingeladen wird … Qualifizierung oder Funktion sind kein Kriterium.

Dabei stellt sich der Kanal durchaus mehrschichtig dar: Stimme, Rhetorik und Stimmung formen den Gesamteindruck. Informationen zu den Mitgliedern erhält man direkt über deren angezeigte Profile und Links. Fake-Accounts lassen sich zügig erkennen. Die Plattform schafft die Gelegenheit, schnell, spontan und einfach miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Das, was allen nach langer Zeit #Stayathome so fehlt.

Öffentliche oder private Räume zu Themen kann jede:r eröffnen, Moderator werden darf auch jede:r, Zeitbegrenzungen gibt es keine. Bei rund 5200 Besuchern gelten Räume als voll. Themenbereiche finden sich für jeden.

So trifft man in den Foren im Gesundheits-, Start-up- und Digital-Healthbereich auf die üblichen Bekannten und Experten, die sonst auch Messen, Kongresse und Events besuchen. Im Gegensatz zur Realität physischer Veranstaltungen ist das Publikum in den Räumen der App jünger und meist digital affin. Anderes ähnelt dem Bekannten: Manche nutzen Clubhouse als Vertriebskanal oder wollen sich primär selbst darstellen, etliche Industrie-CEO werben mehr oder weniger indirekt für Ihr Unternehmen. Viele möchten aber einfach mal wieder andere treffen, auch nur zum Reden und Zuhören, sich als Mensch unter Menschen fühlen – trotz Pandemie. Die Möglichkeit, verschiedene Zielgruppen per Zufall zusammenzubringen, mag dabei helfen, dass Apps, DiGAs und Informationen bei den Patienten oder auch Ärzten besser ankommen. Andere Interessierte und Fachleute können dabei den Nutzen abwägen und den Entwicklungsprozess kritisch oder auch konstruktiv begleiten.

Schön ist es, in völlig andere Themenfelder reinzuhören und Brücken zu bauen. Clubhouse ist das, was wir daraus machen! Man kann darüber diskutieren, ob diese Art Clubatmosphäre sinnvoll ist oder nicht. Die Funke-Mediengruppe titulierte die Community als Elite … andere sagen, die Plattform spiegele die Gesellschaft wider… Oder spiegelt sie vielmehr das wider, was uns gerade bewegt? Die Wertschätzung anderer, das Zuhören und Empathie aufbauen sind wichtige Tugenden, an denen jeder arbeiten kann. Mehr oder weniger inhaltsstarke Aussagen und Niveaus gibt es in jedem realen Gespräch.

In den USA halten einige Mitglieder der Kreativszene bereits Paypal-Links in ihren Profilen bereit und bitten um Unterstützung. Die Frage, wie lange der Club-Hype anhält, ist schwer zu beantworten. Jüngste Klagen der Verbraucherzentrale bremsen das Wachstum. Und der ethische Journalistenkodex, ob das gesprochene Wort – entgegen den AGB-Vorgaben – Personen zugeordnet und veröffentlicht werden darf, wird auch vielfach diskutiert. Korrektive zu Aussagen gibt es nur in Form des Feedbacks zwischen den Nutzern. Trotzdem: Clubhouse ist ein Muss für Kommunikatoren, da man aktuelle Themen miterlebt, am Ball bleibt und so schnell wie nie zuvor Möglichkeiten erhält für virtuelle Pressekonferenzen, Hintergrundgespräche und vieles mehr.

Lassen wir dem Zufall einfach Raum …