Arbeitsschutz war in der Vergangenheit sehr stark auf die Themen Technik, Chemie und Physik fokussiert. In der jüngeren Vergangenheit haben viele Unternehmen erkannt, dass gerade die Gesundheit neben dem Arbeitsschutz auch bei der Leistungsbereitschaft und -fähigkeit nicht unbeachtet bleiben sollte. Daraus entwickelte sich das Betriebliche Gesundheitsmanagement.

Ein gesundes Unternehmen braucht gesunde Beschäftigte

Die Vorteile eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements, kurz BGM, sind mittlerweile bekannt: Viele Unternehmen haben erkannt, dass BGM einen bedeutenden Beitrag zur Erfüllung der Ziele eines Unternehmens leisten kann. Nicht selten wird BGM allerdings im Rahmen eines, zweifellos gut gemeinten, Aktionismus betrieben. Da gibt es gute Vorschläge vom Personal- und Betriebsrat, den fast schon klassischen Gesundheitstag oder das Aktionsprogramm der Krankenkasse. Ein gutes BGM hingegen zeichnet sich durch Nachhaltigkeit, durch Verlässlichkeit aus. Deshalb müssen Schwerpunkte des BGM auch oder besonders in diagnostische und therapeutische Aspekte gesetzt werden. Nur auf dieser Grundlage kann das BGM dazu führen, dass die Gesundheit der Beschäftigten im Unternehmen geschützt und gefördert werden und daraus eine höhere Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit resultiert. Um diesen Fokus setzen zu können, bietet sich die Beteiligung des Betriebsarztes geradezu an.

Ursachen von Gesundheitsbeschwerden ermitteln

Wenig ist besser als nichts! Ein „bisschen BGM“ ist besser als gar keines. Doch häufig verpuffen die Maßnahmen eines solchen BGMs ohne große Wirkung, da sie weder die spezifischen Ursachen der möglichen oder tatsächlichen Gesundheitsrisiken berücksichtigen, noch auf dieser Grundlage geeignete Maßnahmen und Therapien entwickeln – ein Stochern im Dunkeln allenfalls. Deshalb bedarf das effektive BGM der (betriebs-)ärztlichen Analyse der Belastungen und Risiken im Unternehmen. Auf dieser Diagnose basieren die Maßnahmen und Therapien, die diesen Ursachen und Krankheitsbildern entgegen wirken sollen.

Ganzheitlichkeit bringt Nachhaltigkeit im BGM

In vielen Unternehmen wird das BGM mit der Unterstützung von Krankenkassen und der Fachkraft für Arbeitssicherheit betrieben. Vollständig ist ein solcher „Expertenrat“ aber erst mit dem Betriebsarzt. Auch wenn die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Krankenkasse aufgrund ihrer Datenauswertungen wichtige Indizien für Diagnosen liefern können, kann es nur der Betriebsarzt detailliert und spezifisch. Eine qualifizierte Gefährdungsbeurteilung bildet die Grundlage für jegliche Gesundheitsförderung und Prävention im Sinne des Arbeitsschutzes. Die Mitwirkung des Betriebsarztes ist hier vorgeschrieben. Bereits an dieser Stelle sollten die Belastungen und Befindlichkeiten, die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren ermittelt werden. Wenn möglich und geeignet, sollte dies gemeinsam mit den Beschäftigten geschehen. Dazu kommen die Auswertung und die Analyse der Ergebnisse aus den arbeitsmedizinischen Pflicht- und Vorsorgeuntersuchungen, die allein der Betriebsarzt vornehmen kann. Auf der Grundlage dieser, und ggf. flankierender, Daten ist eine Diagnose der betriebsspezifischen Gesundheitsgefahren möglich und effektiv.

Ein Königreich für ein Konzept

Wer diesen Weg bisher so gegangen ist, der befindet sich bereits mitten in der Erstellung eines Konzepts für ein erfolgreiches, effektives und akzeptiertes BGM. Der erste Schritt zu einem solchen Konzept ist die Diagnose der Gesundheitsgefahren. Im zweiten Schritt werden Maßnahmen und Therapien entworfen, die geeignet sind, diese Gefahren zu minimieren, bestenfalls zu eliminieren. Es schließen sich die Antworten auf die Fragen nach Kooperationspartnern und Kosten an, und am Ende sollte unbedingt eine Evaluation stehen.

Ein Beispiel

In Unternehmen mit vielen Büroarbeitsplätzen sind Rückenbeschwerden beinahe notorisch. Eine gezielte Diagnostik, in welchen Bereichen solche Beschwerden verstärkt auftreten, ist ein erfolgreicher Schritt auf dem Weg, diese Ursachen gezielt zu bekämpfen. Die Alternative, Maßnahmen wie Angebote zur Rückengymnastik vorzuhalten, schadet hier sicher nicht, wird aber in der Regel nicht effektiv genug sein. Wer gründlich die „Betriebskrankheiten“ diagnostiziert, wird mit den daraus abgeleiteten Therapien mehr Erfolg haben. In unserem Beispiel könnte die Diagnose ergeben, dass vornehmlich Ursache für die Rückenbeschwerden Bürodrehstühle sind, die keine ergonomische Eigenschaften haben. Hier bringt die Beschaffung geeigneter Bürostühle mit geeigneter Sitzmechanik mit geeigneter Sitzmechanik und vielfältigen Einstellmöglichkeiten gezielt Abhilfe.

Fazit

Ein effizientes BGM ist geeignet, die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten im Unternehmen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheit zu fördern. Dazu bedarf es einer ganzheitlichen und nachhaltigen Vorgehensweise, die eine spezifische Diagnose der vorhandenen Risiken und Gesundheitsbeschwerden sowie darauf aufbauende Therapiemaßnahmen beinhaltet.

Quelle: Julia Hagedorn