Im November 2018 hatte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) den Ideenwettbewerb „Anwendungskonzepte für Blockchain-Technologien im deutschen Gesundheitswesen“ ausgeschrieben – für Unternehmen, akademische Institutionen und Einzelpersonen. Dieser Wettbewerb fand nun seinen Abschluss mit der Zukunftswerkstatt im BMG in Berlin, auf der eine fünfköpfige Jury die drei besten Konzepte auszeichnete.

Während der Bitcoin-Blase war die Blockchain-Technologie in aller Munde. Während Kryptowährungsspekulanten nun ihre Wunden lecken, ist die Technologie aber keineswegs vom Bildschirm verschwunden. Da es sich bei Blockchain im Prinzip nur um eine verteilte Datenbank-Technologie mit gewissen Sicherheitsmechanismen handelt, ist sie keineswegs nur für Bit- und andere Coins einsetzbar, sondern hat eine Reihe interessanter Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Branchen, darunter dem Gesundheitswesen.

Welche sind das? In der verteilten Blockchain-Datenbank werden Transaktionen gespeichert. Diese müssen nicht dem Transfer von finanziellen Mitteln entsprechen – in einer Transaktion kann beispielsweise auch eine Zugriffsberechtigung für einen medizinischen Befund erteilt oder die Echtheit einer Urkunde bestätigt werden. Nützliche Anwendungen der Blockchain sind schon in einer ganzen Reihe von Pilotprojekten gezeigt worden: etwa in Energiewirtschaft, Logistik, Identitätsmanagement und anderen.

Die Idee, die Blockchain im Gesundheitswesen einzusetzen, ist ebenfalls nicht neu. Schon 2016 schrieb das Office of the National Coordinator for Health IT (ONC) in den USA einen ganz ähnlichen Ideenwettbewerb aus wie unser Bundesgesundheitsministerium es im vergangenen November tat. Während bei ersterem vor allem der Einsatz von Blockchain-Lösungen in der Verwaltung von Patientendaten ein beliebtes Konzept war, war dieser Einsatzfall vom BMG ausdrücklich vom Wettbewerb ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz verzeichnete das Forschungsreferat des Ministeriums mit 142 Projektskizzen deutlich mehr Einreichungen als erwartet.

Im Vorfeld des Wettbewerbs wurden 20 dieser 142 Projektskizzen anhand von Bewertungskriterien wie Relevanz für das Gesundheitswesen, Umsetzbarkeit und methodische Qualität zur Präsentation auf der Zukunftswerkstatt selektiert. Dort wiederum wählte eine fünfköpfige Jury (unter anderem die Autorin dieses Beitrags) die drei besten Vorschläge aus. Berücksichtigt wurde von der Jury unter anderem, ob die Vortragenden den Einsatz der Blockchain-Technologie in ihrer Skizze begründen konnten – nicht jedes Digitalisierungsprojekt ist ein geeignetes Einsatzfeld für Blockchain.

Die Sieger: Erstplatzierte wurden Irina Hardt und Dr. Christian Sigler mit ihrem Projekt e-BtM, das die bisherigen unzuverlässigen Prozesse im Betäubungsmittelmanagement ersetzen soll. Auf den zweiten Platz gewählt wurde dPaCoS, ein dezentralisiertes System zum Management von Einverständniserklärungen (nicht nur) zur Verarbeitung von genetischen Daten, von den Informatikern Tobias Fertig und Andreas Schütz. Den dritten Platz schließlich machte das Projekt der blockchainbasierten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen von Prof. Volker Nürnberg und Stephanie Widmaier. Die Plätze waren mit Preisgeldern von jeweils 15.000, 10.000 und 5.000 EUR dotiert (De-Minimis-Beihilfen).

Wie geht es nach dem Wettbewerb weiter? Wie Bundesgesundheitsminister Spahn in seiner abschließenden Rede betonte, sei dieser Wettbewerb nicht das Ende des Blockchain-Themas im Ministerium, sondern vielmehr dessen Anfang. Weitere Ausschreibungen, bei denen es dann um die Umsetzung geht, sind zu erwarten.

Quelle: Dr. Christina Czeschik

(Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des KKC für den Bereich Innovation/IT, Betreiberin des Digital-Health-Blogs Serapion und Autorin mehrerer Bücher, darunter „Blockchain im Gesundheitswesen für Eilige“)