Verstopfung oder Obstipation ist eine Volkskrankheit. Es leiden rund 30 Prozent der Bevölkerung an dieser Erkrankung. Doch wann spricht man von Verstopfung?
Die Darmregulierung und damit einhergehend der Stuhlgang ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und somit sind verschiedene Häufigkeit normal. Auch bei jedem Individuum selbst kann es zu Unterschieden kommen, da es auch hier abhängig von Stress und Ernährung zu stetigen Veränderungen kommen kann.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass alles zwischen dreimal täglich und dreimal pro Woche normal ist. Von Verstopfung wird erst nach vier bis fünf Tagen ohne Stuhlgang gesprochen. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer, oft aufgrund zyklusbedingter Hormonveränderungen.

Verstopfung ist nicht gleich Verstopfung
Ob chronisch, akut oder selten: Verstopfungen sind unterschiedlich und müssen ihrem Schweregrad nach behandelt werden.
Bei einer seltenen, durch veränderte Lebensumstände auftretenden Obstipation reichen meist klassische Hausmittel. Bekannte Hilfsmittel gegen Verstopfung sind Trockenpflaumen, Apfelsaft und Rizinusöl. Oft reichen diese, in Kombination mit einer Ernährungsumstellung, um das kurzfristige Problem zu lösen.
Akut auftretende Obstipationen sind allerdings eine gefährliche Sache und können einem Darmverschluss zugrunde liegen. Hierbei ist es wichtig auf bestimmte Anzeichen zu achten: Fieber, Übelkeit, Erbrechen, starke Bauchschmerzen und Krämpfe. Bei diesen Symptomen, in Kombination mit einem akuten Auftreten der Verstopfung, sollte nicht gezögert werden, eine Notaufnahme aufzusuchen.
Eine chronische Verstopfung hängt oft mit Krankheiten des Magen-Darmtraktes oder Medikamenten zusammen. Besonders gefährdet sind hierbei Menschen, die starke Schmerzmittel einnehmen, sich wenig bewegen, sich ballaststofffarm oder unregelmäßig ernähren und zu wenig trinken. Bei dieser Form der Obstipation helfen häufig nur zusätzliche Medikamente und eine speziell auf die Problematik abgestimmte Ernährung.

Abführmittel und ihre Nebenwirkungen
Wenn es jedoch zur Verstopfung kommt und die klassischen Hausmittel nicht wirken, ist es wichtig medikamentös einzuschreiten, um einen Darmverschluss zu vermeiden. Die meisten Abführmittel wirken auf die gleiche Art und Weise. Häufig entziehen sie dem Körper Flüssigkeit und sorgen für ein vergrößertes Stuhlvolumen. Dies führt dann dazu, dass der Druck im Darm steigt. Daraufhin reagieren die sensiblen Rezeptoren der Darmwand und die Peristaltik wird ausgelöst. Das ist die Wellenbewegung im Darm, die dessen Inhalt in die gewünschte Richtung schiebt. Da diese Mittel auch erst einmal den Weg der Nahrung gehen müssen, um ihre Wirkung zu entfalten, dauert dieser Prozess normalerweise zehn bis zwölf Stunden. Wichtig ist es daher, diese Mittel mit ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Abführmittel sind jedoch keinesfalls ohne Nebenwirkungen. So können sie zu Symptomen wie Blähungen, Bauchschmerzen, Krämpfen und Übelkeit führen. Wenn Durchfall entstehen sollte, ist dies ein klares Zeichen für eine Überdosierung, die dringlich vermieden werden sollte. Bei zu starker Überdosierung kann es im schlimmsten Fall zu wasserfallartigen Durchfällen kommen, welche Mineralmangel und Dehydrierung mit sich bringen können. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Herzrhythmusstörungen kommen. Auch eine zu häufige Einnahme und Überdosierung bzw. Missbrauch sind sehr gefährlich. Hierzu neigen chronische Verstopfungspatient:innen und einige Menschen mit Essstörungen.
Die zu häufige Einnahme hat zur Folge, dass wichtige Elektrolyte ausgeschieden werden. Dies kann zu Blutdruckabfall, Reflexausfällen und Muskelschwächen führen.
Auch diese Medikamente können einen Gewöhnungseffekt oder Abhängigkeit nach sich ziehen. Die regelmäßige Einnahme kann Dysfunktionen der Darmmotilität wie Darmlähmung, kathartisches Kolon, Darmträgheit, Reizdarm oder sogar eine Pankreatitis begünstigen und am Ende wieder eine chronische Verstopfung auslösen. Deshalb gilt es, die Einnahme vorher mit Ärzt:innen genau abzusprechen und bei auftretenden Komplikationen Rücksprache zu halten.

Verstopfung präventiv vermeiden
Natürlich lassen sich bestimmte Medikamente oder Krankheiten und ihre Begleiterscheinungen nicht vermeiden, doch auch hier kann eine darmfreundliche Ernährung eine große Hilfe sein.
Zur Unterstützung der Darmflora, besonders bei bekannter Problematik, ist es sehr hilfreich sowohl Präbiotika als auch Probiotika zu sich zu nehmen. Präbiotika sind Zuckerketten, die als Futter für die Bakterien der Darmflora dienen und somit deren Wachstum vereinfachen. Probiotika sind Bakterien, die in unserer Darmflora vorkommen oder ihnen sehr ähnlich sind. Die Kombination aus diesen beiden Präparaten kann die Bakterienzahl schnell verstärken und damit den Darm wieder in einen gesunden Zustand versetzen.
Außerdem sollten die eigenen alltäglichen Gewohnheiten beobachtet und gegebenenfalls umgestellt werden. So sollte man regelmäßig essen, am besten ballaststoffreich, denn auch dies hilft dem Darm. Stress sollte vermieden werden, ebenso harte alkoholische Getränke, extrem fettige Nahrung und ein hoher Fleischanteil. Zur weiteren Unterstützung lohnt es sich, fermentierte Nahrungsmittel in die tägliche Ernährung einfließen zu lassen.
Für welchen Weg man sich auch entscheidet, ein gesunder Lebensstil ist meist der beste Weg, den Körper und damit den Darm langfristig frei von Problemen zu halten.

Quelle Text: Klatt

Quelle Bild: Mirjam Bauer